Ausbildung in Zeiten einer Pandemie - Gödde GmbH

Alleine vorm PC – Ausbildung in Zeiten einer Pandemie

Im September 2019 hatte ich mich bei Gödde für die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beworben.

Zwei Monate nach meiner Bewerbung leuchtete in meinem Emailpostfach eine eingegangene Mail auf – eine Einladung zum Einstellungstest. Es waren ca. zehn Teilnehmer für die unterschiedlichen Ausbildungsberufe gekommen. Der Test dauerte zwei Stunden.

Knapp eine Woche später wurde ich nach Bestehen des Einstellungstests zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich war so nervös, dass ich bereits eine halbe Stunde früher da war. Als ich anfing von mir zu erzählen, wurde ich dann aber sofort lockerer. Mein positives Gefühl hatte mich zum Glück nicht getäuscht und ich konnte im Dezember meinen Vertrag unterschrieben.

Beginn von Corona und der Ausbildung

Als sich im Januar 2020 dann die ersten Anzeichen der Pandemie bemerkbar machten, fing der Stress an. Meine letzte Schulwoche und somit die lustige „Mottowoche“ meines Abi-Jahrgangs musste ausfallen. Die Schulen wurden geschlossen und dann hieß es nur noch „lernen, lernen, lernen“! Mit zwei jüngeren Geschwistern wurde zuhause oft die Luft knapp. Die Abiturprüfungen wurden um zwei Wochen verschoben und fanden unter äußerst strengen Hygieneregeln statt. Der Abiball, auf den wir alle so lange hingearbeitet hatten, musste ebenfalls ausfallen, stattdessen fand nur eine kleine Zeugnisübergabe statt. Die Zeit nach dem Abi und vor Beginn der Ausbildung habe ich einerseits genossen, ich war aber auch sehr gespannt was mich alles erwarten würde und ob der Beruf auch das ist, was mir Spaß macht.

Am 3. August 2020 war es dann soweit. Der Azubistartertag begann um 9 Uhr. Neun neue Azubis fingen ihre Ausbildung bei Gödde an. Wir saßen in einem großen Besprechungsraum mit jeweils zwei Tischen Abstand. Wir spielten Kennenlernspiele, um die Stimmung zu lockern und im Laufe des Tages stellten uns drei „alte“ Azubis dann das Unternehmen und die Hoffmann Group genauer vor. Aufgrund von Corona gab es kein gemeinsames Frühstücksbuffet in der Kantine, sondern eine Pizza für jeden, die wir aber trotzdem gemeinsam verzehrt haben. Gegen Ende des Tages gab es eine kleine Rundführung durchs Gebäude, natürlich in Kleingruppen und mit Maske.

Corona und seine Folgen

Die erste Abteilung für alle Azubis ist stets die Logistik. Beim Kennenlernen der Mitarbeiter gab es nicht wie normal ein Händeschütteln (wobei mir einer trotzdem aus Versehen die Hand gab?), und beim Einarbeiten musste jeder eine Maske tragen.

Nach meinen ersten zwei Ausbildungswochen kam dann eine große Enttäuschung für mich. Ich hatte mich gut eingearbeitet und begann langsam den Arbeitsalltag in der Logistik zu verstehen, musste mich aber nun aufgrund eines Corona-Kontaktes vorerst für zwei Wochen in Quarantäne begeben. In dieser Zeit wäre ich eigentlich drei Wochen in der Kommissionierung eingesetzt worden. Leider blieb durch die Quarantäne nur eine Woche übrig und so konnte ich mich kaum in diesen Bereich der Logistik einarbeiten.

Außerdem war geplant, im Oktober mit allen neuen Azubis nach München zum dortigen Standort der Hoffmann Group zu fahren und die anderen Azubis der Hoffmann Group und deren Partnern bei der Katalogschulung kennenzulernen. Aufgrund von Corona musste dies leider auch abgesagt werden. Stattdessen gab es zum ersten Mal in der Geschichte der Hoffmann Group eine Online-Azubi-Katalogschulung via Microsoft Teams. Es gibt ja bekanntlich für alles ein erstes Mal. Drei technische Trainer der Hoffmann Group versuchten den 60 teilnehmenden Azubis den Katalog mithilfe von kleinen Spielen, Umfragen und Videos näher zu bringen. Ich fand es sehr schade, die anderen Azubis und den Hoffmann Standort in München nicht persönlich kennenlernen zu können. Oft fehlte die Interaktion miteinander, was natürlich dem Format Teams geschuldet ist, da alle Azubis Mikrofon und Kamera ausgeschaltet hatten.

Berufsschule

Die Berufsschule begann zwei Monate später als die Ausbildung. Geplant war ursprünglich, alle Schüler des Bildungsgangs Büromanagement zusammen in der Aula einzuschulen. Jedoch musste auch hier umgeplant werden und nur die Schüler einer Klasse wurden gemeinsam begrüßt. Ich fand es sehr schade, dass keine große Einschulung stattfand, um auch mal sehen zu können, wie viele Schüler einem einzigen Bildungsgang angehören und wer alles dieses Jahr seine Ausbildung gestartet hat. Während wir die ersten zwei Monate in Präsenz unterrichtet wurden, kam im Dezember der erneute Lockdown. Seitdem werden wir auf Distanz via Teams unterrichtet. Klausuren, die im Dezember geschrieben werden sollten, fielen aus und wurden nicht nachgeschrieben. Mit dem Unterrichtsstoff wird im Distanzunterricht weitergemacht. Die alten Themen, die auch für die Abschlussprüfung relevant sind, wurden nicht noch einmal behandelt. Für die Zeit bis zu den Sommerferien ist der Unterricht ausschließlich auf Distanz geplant und nur anstehende Klausuren werden unter strengen Hygieneregeln in Präsenz in der Schule geschrieben.

Arbeitsalltag in den Teams

Alle zwei Monate wechseln die kaufmännischen Azubis die Abteilung. Ich war bereits in drei Abteilungen. Mein Tag startet immer zwischen 7 und 7.30 Uhr. In den Büros sitzen normalerweise je nach Abteilung drei bis sechs Mitarbeiter. Seit meiner ersten Abteilung ist meistens immer nur ein Mitarbeiter anwesend, die anderen arbeiten im Home Office. Mitarbeiter erzählten mir, dass vor Corona immer alle anwesend waren und es eine ganz andere Atmosphäre war, alle an ihrem Arbeitsplatz sitzen zu sehen und die Gespräche und Telefonate durcheinander zu hören. Ehrlich gesagt kenne ich es gar nicht anders, dass nur eine Person mit mir im Büro anwesend ist. Seit Beginn meiner Ausbildung, habe ich kein Büro mit „Komplettbesetzung“ erlebt. Die Mitarbeiter haben einen Monatsplan, wer wann im Betrieb und wann von zuhause arbeitet. Jeder Mitarbeiter soll mindestens einmal die Woche im Betrieb sein. Oft habe ich den Kollegen bei Fragen und Unklarheiten per Mail oder per Teams geschrieben. Diese haben mir dann entweder zurück geschrieben oder mich direkt angerufen und so versucht mich auch auf Entfernung zu unterstützen. Vor allem in den ersten Tagen in den neuen Teams fehlte der persönliche Bezug um anzukommen und in die unterschiedlichen Themen einzusteigen. Es ist wirklich schade, den „normalen“ Firmenalltag nicht erleben zu können. Aber im Gegenzug hatte ich nie das Gefühl Angst haben zu müssen, dass der Arbeitsplatz ein Ansteckungsrisiko darstellt. Durch die strikten Regeln habe ich mich immer gut aufgehoben gefühlt. Trotzdem freue ich mich auf eine Zeit nach der Pandemie. 

Hoffnung auf bessere Zeiten

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich durch Corona sehr viele Einschränkungen sowohl privat als auch beruflich erleben musste. In beiden Lebenssituationen fehlte mir oft das Soziale.

Jedoch finde ich es im Zeitalter der Digitalisierung umso besser, dass uns digitale Ersatzmöglichkeiten wie zum Beispiel die Katalog-Schulung angeboten werden, statt sie ganz ausfallen zu lassen. Außerdem hat man durch Wikis, Blogs oder andere Plattformen nicht das Gefühl, ganz alleine im Home Office zu sein.

Für meine nächsten Ausbildungsjahre wünsche ich mir, dass ich durch Theorie und Praxis ganz viel neues Wissen dazu gewinnen kann. Ein bisschen alte Normalität wäre natürlich auch ganz schön 🙂

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